Wissen schaffen nach griechischem Vorbild: Das Delphi-Verfahren

Im März letzten Jahres hat die Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) eine Aktionslinie gestartet, die das Ziel hat, die Verzahnung zwischen Forschung und Praxis zu stärken: WiFF Transfer. An sich ist dieses Thema für die Weiterbildungsinitiative nicht neu. Transfer war von Anfang an ein Ziel der WiFF. Neu ist, dass Praxisakteurinnen und -akteure im Feld der Frühen Bildung unmittelbar beteiligt werden an der Produktion neuen Wissens. Partizipative Forschung nennt sich dieser Ansatz. Ebenso beteiligt werden sie an der Erarbeitung der Bildungsmaterialien, die sie später selbst nutzen. So sollen die Perspektiven von Wissenschaft und Praxis besser miteinander verzahnt werden. Eines der Verfahren welche wir nutzen um dieses Ziel zu verfolgen, ist das Delphi-Verfahren.
Was ist ein Delphi-Verfahren?
Ein Delphi-Verfahren ist eine Befragung von Expertinnen und Experten eines Fach-, Sach- oder Themengebiets, die mehrere Befragungsrunden umfasst. Es gibt unterschiedliche Varianten, wie ein Delphi-Verfahren gestaltet werden kann. Meist gilt jedoch: In der ersten Befragungsrunde werden möglichst offen gehaltene Fragen zu einem bestimmten Themengebiet abgefragt, so dass die Forscher:innen vielfältige Meinungen der Befragten erhalten. Die Ergebnisse der ersten Runde werden dann von den Forscher:innen zusammengefasst und in den weiteren Befragungsrunden an die Expertinnen und Experten zurückgegeben, so dass sie die Möglichkeit haben, sich zu den Ergebnissen zu äußern, Schwerpunkte zu setzen oder weitere Gedanken zu ergänzen. Ziel ist es, ein möglichst präzises Stimmungsbild einzuholen.
Wie setzt WiFF das Delphi-Verfahren um?
Das Delphi-Verfahren, das von der WiFF durchgeführt wird, besteht aus zwei Runden und wird anhand eines Online-Fragebogens umgesetzt. Dieser richtet sich an Praxis- bzw. Bildungsakteurinnen und Bildungsakteure der Frühen Bildung, wie Weiterbildner:innen, Fachberater:innen, Dozierende aus Fach- und Hochschulen, Kitaleiter:innen, Fachkräfte in Kitas. Erfragt wurden Erwartungen und Wünsche an die Forschung, aktuelle Themen der Kita-Praxis und Bedarfe hinsichtlich Praxismaterialien (Formate, aber auch deren Gestaltung). Der erste Durchgang diente insbesondere dazu, möglichst viele Ideen der Zielgruppe zusammenzutragen. Im zweiten Durchgang werden die Ergebnisse zurückgespielt, so dass sich durch die anstehenden Rückmeldungen deutlichere thematische Schwerpunkte abbilden. Aktuell sind wir dabei, die Ergebnisse der ersten Runde auszuwerten.
Warum ein Delphi-Verfahren?
Die durch das Delphi-Verfahren eingeholten Rückmeldungen der Zielgruppe geben uns einen Einblick in die Bedarfe der Praxis- bzw. Bildungsakteurinnen und Bildungsakteure. Auch deren Sicht auf Forschung bzw. Wissenschaft wird für uns dadurch transparenter. Das Expertinnen und Experten-Wissen wiederum unterstützt die WiFF beispielsweise darin, die eigene (Wissenschafts-)Kommunikation an die Zielgruppe anzupassen und Publikationen bzw. Praxismaterialien zu erarbeiten, die auch wirklich an die praktische Arbeit anknüpfen. Generell gilt: Wissenschaft und Praxis sind miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig. Daher ist eine Zusammenarbeit der Akteurinnen und Akteure aus den unterschiedlichen Feldern der Wissenschaft und Praxis sinnvoll und wichtig. So können wir von und gemeinsam mit der Praxis lernen und neues (Handlungs-)Wissen erarbeiten.
Autorin: Anna Pilchowski, WiFF
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