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Kinderschutz und Gesundheitsförderung in der Kita

  • Gesundheit
  • 12 Mai 2025
Was fällt Ihnen zum Zusammenhang Gesundheit und Kinderschutz ein? Diese Frage hat Eva Walling, Teilnehmerin des WiFF Werkstattgesprächs Gesundheit und freiberufliche Weiterbildnerin, mit Fachkolleg:innen im Rahmen der Bundesnetzwerktagung Fortbildung und Beratung in der Frühpädagogik bearbeitet.

Kinderschutz und Gesundheitsförderung: Ergebnisse aus einer Open Space Session

Einig waren sich die Teilnehmenden des Open Space, dass sowohl Eltern als auch pädagogische Fachkräfte sowie Führungskräfte sorgfältig auf ihre Gesundheit achten sollten, da sie Kindern als Vorbild dienen. Eltern, die erschöpft das Haus verlassen oder krank zu Hause all das versuchen zu tun, was sie auch im gesunden Zustand tun, können zum Negativ-Vorbild für Kinder werden. Hinzu kommt: Wenn sie dem Kind in ihrer Erschöpfung genervt begegnen, wird das Kind sich vielleicht fragen: was habe ich falsch gemacht? Analog werden Kinder das Verhalten der pädagogischen Fachkräfte deuten. 

Die Begegnung mit erschöpften, weil kranken Eltern und Pädagog:innen signalisieren dem Kind: „wenn es Erwachsenen nicht gut geht, müssen sie trotzdem funktionieren/ arbeiten“. Wollen wir das? Ist es dem Kinderschutz dienlich, wenn das Kind diesen Umgang mit (seiner) Gesundheit lernt? In der Open Space Gesprächsrunde haben wir folgende Punkte zusammengetragen:

Maßnahmen zur Gesundheitsförderung mit Fokus auf Kinderschutz

  • Der Umgang mit Viren, Bakterien & Co

Krank zur Arbeit erscheinende Pädagog:innen können Kinder anstecken und damit dem Kinderschutz zuwider handeln. Wir waren uns einig, dass sich dieses Thema gut eignet, um die Verantwortungsgemeinschaft aus Träger, Kita Team mit Leitung und Eltern zu stärken, indem Wissen zu Bakterien, Viren & Co geteilt, der gesunde Umgang mit Erkrankungen grundsätzlich bearbeitet wird. 

  • Gesundheit als Türöffner

Gesundheit ist ein gutes, weil unverfänglicheres Thema, um mit Eltern ins Gespräch zum Thema Kinderschutz zu kommen. Bei manchen Trägern gilt beispielsweise Zahngesundheit als ein Marker für das gesunde Aufwachsen von Kindern. Wenn die Zähne z.B. aufgrund zuckerhaltiger Getränke und Ernährung bei gleichzeitiger mangelhafter Zahnpflege leiden, kann dies dauerhafte Beeinträchtigungen für das Kind bedeuten. Der Fokus auf das Thema Gesundheit erlaubt es Ursachen und Folgen ohne Schuldzuweisungen zu besprechen. 

  • Stress: Bedeutung für den Kinderschutz

Stress an sich ist nicht schädlich, dauerhafter Stress hingegen schon. Kinder, die den Stress z.B. von erkrankten oder überlasteten Eltern und/oder Pädagog:innen miterleben, erlernen dadurch womöglich selbst negative Stressbewältigungsstrategien.

Studien zeigen, dass gestresste Fachkräfte weniger feinfühlig auf Kinder eingehen können (s. Boll, Remsperger-Kehm 2021). Das heißt, dass ein gesunder Umgang mit Stress – also gesundheitsförderliches Verhalten – Kinder schützen bzw. gefährdendes Verhalten reduzieren kann.

  • Das kranke Kind in der Kita

Ein Dauerbrenner-Thema in Kitas: Eltern bringen ihr (noch) erkranktes Kind in die Kita. Aufgebrauchte Krankentage, Angst vor Arbeitsplatzverlust, unterschiedliche Einschätzungen zum Gesundheitsstand – die Gründe sind vielfältig. Doch was lernen Kinder daraus, wenn sie krank in die Kita geschickt werden bzw. erleben, dass es anderen Kindern nicht gut geht? Vielleicht, dass es keine Rolle spielt wie es ihnen geht, vielleicht aber auch, dass sie ihre Grenzen nicht wahrnehmen dürfen. Hier sind pädagogische Fachkräfte – insbesondere aber Leitungen und Träger in der Verantwortung.

  • Die Schlüsselrolle der Führungskräfte

Wir waren uns einig, dass Führungskräfte, sprich: Träger und Leitungskräfte maßgebliche Gestalter zu unserem Thema sind. Sie sind Vorbild, aber auch Entscheider. Es gilt Verantwortung zu übernehmen, klare Grenzen zu setzen. Beispielsweise sollten erkrankte, nicht arbeitsfähige Mitarbeiter:innen nach Hause geschickt, der Umgang mit psychischen Erkrankungen differenziert und angemessen gestaltet werden.

Dabei sind Führungskräfte für die Prozessgestaltung zum Thema Gesundheit gefragt, beginnend mit der Begriffsbestimmung. An welcher Definition von Gesundheit wollen wir uns orientieren? Kinderschutzaspekte brauchen in diesem Prozess besondere Berücksichtigung. Hier stellen sich Fragen wie: Was ist für uns Kindeswohl? Haben wir ein enges, mittelweites oder weites Verständnis von Kinderschutz und was bedeutet das für uns und unseren alltäglichen Umgang mit den Kindern? Führungskräfte brauchen dazu fachliches Knowhow, das Team eventuell fachliche Begleitung durch Supervision und Fortbildung.

Der Umgang mit Gesundheit und Kinderschutz sollte prozesshaft gestalten werden. Fehler sind erlaubt – gar nicht erst damit anfangen hingegen wäre fahrlässig.


Autorin: Eva Walling, freiberufliche Weiterbildnerin und Beraterin, Teilnehmerin des WiFF Werkstattgesprächs Gesundheit

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