Allein- und Getrennterziehende langfristig stärken - Ergebnisse einer Qualitativen Studie
Alleinerziehende Eltern besser unterstützen
Fast ein Fünftel aller Familien in Deutschland waren im Jahr 2023 laut Destatis alleinerziehend. Es gibt aber nicht „die typische Alleinerziehende“, da sich die Lebensumstände dieser Gruppe stark voneinander unterscheiden. Eine Gemeinsamkeit ist allerdings, dass nach wie vor knapp 90 Prozent aller alleinerziehenden Eltern Frauen sind. Außerdem sind alleinerziehende Frauen verstärkt von Armut betroffen. Wir haben in unserer Studie nachgefragt: Welche Hilfen benötigen Alleinerziehende? Welche Angebote werden besonders gern in Anspruch genommen?
Acht Alleinerziehende und acht pädagogische Fachkräfte aus familienbildenden Einrichtungen oder Kitas sowie Verbandsvertreterinnen, welche mit dieser Gruppe zusammenarbeiten, haben uns dazu in Interviews Auskunft gegeben.
Aller Anfang ist schwer
„So ganz frisch nach der Trennung, da musste ich mich selber erst einmal wiederfinden und gucken, dass ich das mit den Kindern überhaupt auf die Reihe kriege“, erzählte eine Mutter uns im Interview. Andere Alleinerziehende berichteten von Existenzsorgen, Überforderungsgefühlen, Ängsten, Scham und sozialer Isolation. Die Belastung zu Beginn des Alleinerziehens ist sehr groß, weshalb viele Alleinerziehende gerade in dieser Zeit Unterstützung benötigen. Um die Umstellung und Neuorientierung möglichst engmaschig zu begleiten, werden laut den befragten Fachkräften vor allem rechtliche und psychosoziale Beratungen angeboten. Themen, die nach einer Trennung oder Scheidung wichtig sind, können hier geklärt werden, etwa Sorgerechts-, Umgangs- und Unterhaltsfragen, schwierige ökonomische Bedingungen oder die Neuorganisation des Familienalltags.
Ohne Kinderbetreuung geht nichts
Es ist erfreulich, wenn es Angebote für Familien gibt, doch oftmals können Alleinerziehende nicht daran teilnehmen. Die Erfahrungen der Fachkräfte zeigen: Familienbildende Angebote werden von Alleinerziehenden meist nur dann genutzt, wenn sie kostenfrei sind und die Kinder parallel betreut werden bzw. ausreichend Platz zum Spielen für die Kinder vor Ort vorhanden ist. Neben Beratungen sind unverbindlichere Formate sehr gefragt. Zu einem offenen Elterncafé kommen viele Alleinerziehende. Es ermöglicht den Austausch mit anderen Eltern und wenn doch etwas dazwischenkommt, ist das kein Problem. Zudem schätzen Alleinerziehende Angebote am Wochenende, wie Ausflüge oder Familienfrühstücke. Denn diese Tage werden oftmals als besonders herausfordernd erlebt, auch weil befreundete Familien und Paare am Wochenende häufig „unter sich“ bleiben.
Angebote nur für Alleinerziehende? Ja oder nein?
Wie die Interviews mit den Fachkräften zeigen, werden spezielle Angebote für Alleinerziehende in Großstädten oftmals gut angenommen. In ländlichen Räumen erfahren sie hingegen teilweise geringe Resonanz oder sind sogar unerwünscht. Ein zentraler Grund dafür ist, dass sich Eltern aufgrund der nach wie vor weitverbreiteten Stigmatisierung nicht als alleinerziehend „outen“ möchten. Eine Lösung kann sein, Angebote für alle so zu konzipieren, dass die Rahmenbedingungen und Inhalte Alleinerziehende besonders ansprechen. „Druckfrei, niederschwellig und bedarfsorientiert“, fasst eine Fachkraft ihre Divise zusammen, wie sie seit Jahrzehnten erfolgreich mit Alleinerziehenden zusammenarbeitet.
Wer noch mehr wissen möchte, schaut hier in unsere Studie hinein. Ein Tipp: Alle, die nicht viel Zeit haben, können einfach nur die Handlungsempfehlungen für eine verbesserte Unterstützung von Alleinerziehenden am Schluss der Studie lesen (Seite 32 bis 34).
Autorinnen: Lena Correll, Julia Lepperhoff, Kompetenzteam „Frühe Bildung in der Familie“ an der Evangelischen Hochschule Berlin
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